PSYCHIATRIE IN SACHSEN - DAS JAHR 1990

Gesellschaft für kommunale Psychiatrie (GKP)

Im Januar traf sich in Leipzig eine Initiativgruppe sozialpsychiatrisch orientierter Psychiater (u.a. Prof. Klaus Weise, Leipzig; Prof. Otto Bach, Dresden; Helmut F. Späte, Halle) und verfasste einen Aufruf zur Gründung einer Gesellschaft für soziale Psychiatrie (später kommunale Psychiatrie).
Am Rande des »1. Kongresses der Psychiatrie der DDR mit internationaler Beteiligung« (5. bis 7. Februar 1990 in Leipzig) bildete sich die Initiative »Neue NervenärztInnen braucht das Land oder die Ohnmacht der Jungen ist die Macht der Alten«.
Am 23. und 24. Juni 1990 fand in Berlin das Gründungstreffen der Gesellschaft für kommunale Psychiatrie (GKP) statt.
»Wir streben die Interessenvertretung aller in der psychiatrischen Betreuung Tätigen an. Wir sind keine Standesorganisation einer Berufsgruppe. In unserem Verein können Betroffene, Angehörige, Interessenten und in der Psychiatrie Tätige gleichberechtigt in demokratischen Strukturen zusammenarbeiten.«

Textdokument
Gründungstreffen der GKP am 23./24. Juni 1990 in Berlin,
v.l.n.r. Klaus Weise, Ute Geißler, Silke Gipp, Holger Vulturius


Dieses Ziel spiegelte sich in den Strukturen des Vereins wider. In den Vorstand wurden neben dem Psychiater Prof. Klaus Weise (Direktor der Uni-Klinik für Psychiatrie Leipzig), die Sozialfürsorgerin Ina Schnelle, die Krankenschwester Sylke Gipp und die Psychiaterin Ute Geißler und der Psychiater Holger Vulturius gewählt. Die GKP verstand sich als Schwesterorganisation der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP). Am 8. September 1990 fand die erste gemeinsame Vorstandssitzung von GKP und DGSP statt, auf der beide Vereine eine Aktionsgemeinschaft bildeten. Von GKP und DGSP wurden Wahlprüfsteine (27.9.1990) zur Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 verfasst. Darin wurde besonders auf die Gefährdung der ambulanten psychiatrischen Versorgung durch die Einführung der Sozialgesetzgebung der Bundesrepublik auf dem Gebiet der ehemaligen DDR hingewiesen. Vom 23. bis 25. November 1990 veranstaltete die GKP in Leipzig ihre 1. Fachtagung »Perspektiven der ambulanten psychosozialen Betreuung im internationalen Vergleich«.
Die psychiatrische Fachtagung Mannheimer Kreis 1991 »Aufbruch & Ratlosigkeit« vom 9. bis 12. Mai 1991 in Mühlhausen veranstalteten DGSP und GKP gemeinsam. Auf getrennten Mitgliederversammlungen wurde über den Prozess der Vereinigung beider Verbände diskutiert. Die GKP betonte, dass sich die Vereinigung als Zusammenschluss und nicht als Anschluss vollziehen müsse. Am 2. November 1991 wurde der Zusammenschluss vollzogen. Die von einigen prominenten Mitgliedern (u.a. Klaus Dörner) vorgeschlagene Namensänderung (»kommunale«, statt »soziale« Psychiatrie) fand keine Mehrheit. Die Geschäftsstelle der GKP in Leipzig wurde als Büro Neue Bundesländer weitergeführt. Am 7. September 1991 gründete sich die Sächsische Gesellschaft für Soziale Psychiatrie und trat 1992 als Landesverband der DGSP bei.




Dyrk Zedlick über die Gründung der Gesellschaft für
kommunale Psychiatrie

 

 


Gründungsaufruf der GKP

Gründungsaufruf der GKP - PDF-Download


© Copyright 2020, Sächsisches Psychiatriemuseum