PSYCHIATRIE IN SACHSEN - DAS JAHR 1990

Verein zur Wiedereingliederung
psychosozial geschädigter Menschen e.V.

Am 8. Dezember 1989 wandten sich Mitarbeiter des Geschützen Wohnheims am Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Leipzig Dösen an die Vorschlagskommission beim Rat des Bezirkes Leipzig und luden mit der Presse zu einem Rundgang ein.
»Eine Bewegung hatte die Initiatoren ergriffen, die aus ihrer eigenen Identität entsprang und zugleich Teil war des ungeheuren gesellschaftlichen Umbruchs nach Ende des politischen Systems.«, erinnert sich der Sozialfürsorger Georg Pohl (neben Hans Probst, Leitender Sozialfürsorger und Bettina Jakobi, Krankenschwester) an die damalige Situation. (Pohl, S. 57)

Klaus Dörner und Thomas Bock

Danach erschienen in Tageszeitungen Artikel, die die katastrophalen Verhältnisse beim »Stiefkind Psychiatrie« öffentlich machten.
Die Initiatoren entfalteten in den nächsten Wochen eine große Aktivität mit dem Ziel, das »Projekt Kommunale Psychiatrie – Gemeindenahes WOHNEN – ARBEITEN – FREIZEIT« umzusetzen, mit dem u.a. die Abkopplung des Wohnheims vom psychiatrischen Großkrankenhaus und der Aufbau gemeindepsychiatrischer Strukturen erreicht werden sollte.
Am 10. Februar 1990 wurde der Verein zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen e.V. gegründet. Erste Mitarbeiter wurden eingestellt, die den Aufbau von Angeboten (Kontaktstelle, Zuverdienstfirmen), die Finanzierung im Zusammenspiel mit einer intensiven Gremienarbeit (u.a. Mitarbeit am Runden Tisch der Stadt Leipzig), Öffentlichkeitsarbeit (Presseberichte, Vortragsreisen) und der fachlichen Vernetzung (Robert Bosch Stiftung; Klaus Dörner und Thomas Bock) erreichten. Als Standort für das Wohnheim wurde das Gutshaus Stötteritz in der Oberdorfstraße gefunden, mit dem der Verein eine Pilotrolle in der Ausgestaltung der subsidiären Trägerlandschaft in Leipzig, besonders durch die Verbindung des Aufbaus gemeindenaher Versorgungsstrukturen mit dem sozio-kulturellen Engagement im Gemeinwesen und  der Sanierung kulturell wertvoller Bauten anstrebte. (Pohl, 63)
Am 18. August 1990 organisierte der Verein den ersten »Tag der Leipziger Sozialpsychiatrie« auf dem Leipziger Markt.



Als Logo genutzter Schriftzug

Die Angebote des Gutshof Stötteritz e.V. richten sich an Menschen mit psychischer Erkrankung, die Unterstützung suchen, um sich in die Strukturen des gesellschaftlichen Lebens besser bzw. wieder eingliedern zu können. Diese Angebote umfassen die Bereiche Leben (Freizeit und Tagesstruktur mit gesellschaftlichem Kontakt), Arbeiten und Wohnen.

www.gutshof-stoetteritz.de

Georg Pohl (2003) Klangbild Gemeinwesen. Sozialpsychiatrie & Gemeinwesenarbeit am Beispiel Leipzig-Stötteritz 1990 bis 1996, Leipzig  

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